Wenn die Staatsanwaltschaft selbst den Opfer-Namen rauspustet

Pressemitteilungen sollte sich der Absender dreimal durchlesen, ehe er sie rausgibt. Die Staatsanwaltschaft Mannheim etwa hätte das auch besser getan. Nachdem das Kachelmann-Verfahren nun so lange gelaufen war und alle Beteiligten sowie Berichterstatter den Namen der Nebenklägerin, des mutmasslichen Opfers, der langjährigen Ex-Geliebten, stets verfremdet hatten, leistete sich ausgerechnet die Staatsanwaltschaft eine üble Panne: sie teilte den vollen Namen der Dame mit – auch im Internet war er zu lesen. Es habe sich um ein Versehen gehandelt,  so die dürftige Erklärung/Entschuldigung – wo ohnehin nichts mehr zu retten war.

Was meinen Sie, was los gewesen wäre, wenn das einem der Kachelmann-Anwälte unterlaufen wäre?

Jedenfalls: Wer immer eine Pressemitteilung rausschickt, sollte sie sich erst einmal selbst schicken – bevor er sie an die Öffentlichkeit mailt.

Und dann würde manche dämliche oder ungeschickte Pressemitteilung, wie sie heute in Redaktionen ankommt, schon verhindert:

Statt namhaftem Absender und klangvollem Firmennamen – ein Lieschen-Müller-Absender

1. Firmiert der Absender als „Annemarie Grünzig“ oder so etwas , und steht im Betreff nur das eine Wort „Pressemitteilung“, so macht das die Empfänger nicht wirklich neugierig.

Wer die Dame ist, weiss man nicht – und verbirgt sich dahinter tatsächlich ein namhafter Absender, so ist dieser Name als Zugpferd oder Leseanreiz verschenkt an dieser Stelle.

Der Klick auf der Löschtaste ist bei so einer scheinbar irrelevanten Mail schnell getan.

„Betreff: Pressemitteilung“

2. Als Betreff „Pressemitteilung“ zu schreiben, ist so ungefähr das Dümmste, was geht. Denn

a) die Empfänger wissen es selbst, wenn sie zur Presse gehören. Das braucht man Ihnen nicht  mehr in der Betreff-Zeile zuzurufen.

Und Dass man ihnen

b) etwas mitteilen will, ist offensichtlich – schickt man doch eine Mail.

Nur: Bei der journalistischen Selektion, was für die Redaktion wichtig sein könnte und was nicht, und bei welcher Mail sich ein zweiter Blickt lohnt oder nicht, entscheidet sich binnen Sekunden. Zur Erinnerung: Wir sind im Zeitalter der Arbeitsverdichtung, auch und Redaktionen ganz besonders.

Also: Wenigstens ein paar hinweisgebende Worte wie: „Personalie Michael X“ oder „Teamwechsel …“ oder Dealmeldung Itzenplitz oder nur „Charityaktion Kindergarte Regenbogen“müssen einfach sein. Für die erste Selektion, fürs  spätere Wiederauffinden und überhaupt: Weil es höflich ist, den Empfänger nicht an der Nase herumzuführen und ihm nicht die Zeit zu stehlen.

Ich darf Ihnen versichern, diese grundlegenden Fehler machen sogar ein Großteil der Law Firms mit nenennswert großen Presse- und Marketingabteilungen  oder auch andere Dienstleister.

Die kommen auch nie auf die Idee, dass lieber der Sprecher selbst, wenn schon nicht ein Managing-Partner-Name seinen Namen an der Stelle in die Wagschale werfen sollte – in die Wagschale, damit er die Aufmerksamkeit bekommt, die sich die Absender davon versprechen.

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