Ich hab schon mal Ihren Aperitiv getrunken

Wenn Ihnen die Frau Ihres Chefs als Gastgeberin entgegen tritt und Ihnen zuraunt: „Ich habe schon mal Ihren Aperitiv ausgetrunken, wollen Sie einen zweiten?“, dann sollten Sie mißtrauisch werden. Sagen Sie am besten einfach ja – und gucken über den Rest hinweg. Ganz souverän. Lassen Sie sich einfach nichts anmerken. So wie sonst auch – im Job. Wenn Ihnen jemand etwas erzählt, der davon ausgeht, Sie seien informiert – obwohl Sie`s es gar nicht sind. Was tun Sie dann immer? Richtig, immer freundlich lächelnd nicken und „hmmm“ sagen. Sie zeigen einfach nicht, dass Sie keinen blassen Schimmer haben. Sie geben den Connaisseur.

Dabei: Vielleicht verliert man gar nicht sein Gesicht. Zumal das Gegenüber, der Erzähler, der irgendwann natürlich bemerkt, dass der Zuhörer im Grunde nicht folgen kann, sich veräppelt vorkommt. Er redet und redet und redet – und der andere grinst bloss (dämlich). Dabei fände es der Erzählende doch ganz gut, wenn der andere ihn einfach fragen würde. Dann könnte er ihn kurz einweihen und beide wissen fortan, wovon die Rede ist. Wäre doch praktischer – und netter. Man wäre auf Augenhöhe Und es ist ja auch gar nicht so, dass  Fragen Gesichtsverlust bedeuten. Wie sagte meine alte Freundin Sigrid immer: Wer fragt, der führt. Selbst der Kandidat im Vorstellungsgspräch könne den Spieß auf die Weise herumdrehen. Oder wie heisst es: Wer fragt, ist drei Minuten lang dumm und wer nicht fragt, bleibt es ein Leben lang.

Und nicht-fragen ist  oft unhöflicher als zu fragen.

Zur Not sollte der Erzähler einfach den Zuhörer direkt fragen: „Wissen Sie eigentlich, wovon ich rede?“ Die meisten sind dann so perplex, dass sie gar nicht mehr zum Verstellen kommen, sondern ehrlich antworten „nein“.

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