Burdas Bande

Dass ausgerechnet Frauen anderen Frauen besonders gerne Steine in den Weg werfen, das haben schon Untersuchungen bestätigt. Schlimm genug. Aber das, was sich gerade eine weibliche Führungskraft bei Burda geleistet hat, kann man nur noch als unverfroren bezeichnen.Ein Fettnapf reicht nicht aus für die „Instyle“-Chefredakteurin Annette Weber. Mütter, die nach der Babypause erst mal einen Teilzeit-Job wollten, haben in ihrer Redaktion kaum Chancen, hatte das NDR-TV-Magazin „Panomara“ entdeckt. Ebenso wenig wie in der Schwester-Redaktion „Elle“ http://www.wuv.de/nachrichten/medien/annette_weber_schockt_burda_belegschaft. Und dass es in der Fashion-Redaktion nur vier Teilzeitstellen gebe – und nur ein paar Quotenmänner. Doch Annette Weber verstieg sich dann auch noch zu den Äußerungen, dass Burdas „Instyle“ eine Redaktion sei und kein „betreutes Wohnen“.
Dass man in wirtschaftlich schwierigen Zeiten wie jetzt „keine Mitarbeiter mitschleppen“ könne. Und dass sie von ihren Leuten – leider – nicht „nur 100 sondern 150 Prozent“ erwartet http://daserste.ndr.de/panorama/media/panorama350.html.
Ach so. Vermutlich hat Annette Weber kein Kind. Vermutlich war sie selbst auch nie ein Kind. Bestimmt kam sie schon groß zur Welt.
Fragt sich nur, woher in 15 Jahren die Käuferinnen ihres Produkts kommen sollen, wenn Annette Webers Denke Schule macht? Vermutlich wie Fallobst vom Baum plumpsen. Einfach so. Und schon groß.
Dabei: Ist es doch Annette Webers Arbeitgeber Burda, der sich auf seiner Homepage mit seinem Betriebskindergarten als größtem in München schmückt http://www.burda.de/job_U_karriere/work_life_balance: „Beruf und Familie zu vereinbaren, ist eine zentrale Herausforderung für viele Erwerbstätige. Hubert Burda Media unterstützt seine Mitarbeiter, damit der Einklang zwischen Karriere und Kindererziehung reibungslos gelingen kann. Die „Burda Bande“ wurde bereits mehrfach für ihr pädagogisches Konzept und die vorbildliche Organisation ausgezeichnet. Der betriebseigene Kindergarten wurde nach den Wünschen der Eltern ausgebaut und stellt heute Münchens größten Betriebskindergarten dar.“ Und weiter: „Burda sei „Vorbild und Trendsetter“, wenn es um die Balance von Beruf und Familie geht, so Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen. Das Unternehmen erhielt die Zertifizierung zum familienfreundlichen Unternehmen. Neben der Förderung der Kinderbetreuung in der „Burda Bande“ sprechen auch die vielfältigen Möglichkeiten der flexiblen Arbeitszeitgestaltung für die Auszeichnung.“
Zuguterletzt: Hubert Burda ist verheiratet mit der Ärztin Maria Furtwängler-Burda – und hat mit ihr zwei Kinder. Ob er die Linie seiner Chefredakteurin goutiert?

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Alle Kommentare [1]

  1. So lange die Instyle sich so gut verkauft, wird Annette Weber wohl keine Schwierigkeiten von ihrem Verleger bekommen. Auch die Chefredakteurin der Elle nicht. Familienfreundlichkeit ist etwas, womit sich der Verlag zwar gerne schmückt, aber es darf in wirtschaftlich rauen Zeiten bitteschön nichts kosten und auch keine großen Umstände machen. Mit der burda Bande gibt es einen betriebsinternen Kindergarten, aber keiner der 54 Plätze ist frei für eventuelle Neuzugänge. Mitarbeiter der obersten Führungsetage natürlich ausgenommen. Für vergleichsweise hohen Betreuungsgebühren dieser Einrichtung müsste man schließlich auch schon etwas mehr berappen können. 2007 gab es für die burda Bande die Zertifizierung zum „familienfreundlichen Unternehmen“. 2009 wurde diese Zertifizierung nicht mehr erneuert, warum wohl? Warum übrigens auch Mütter einstellen? Es gibt genug junge, vor allem kinderlose Redakteurinnen und Medienleute auf dem Arbeitsmarkt.