Fettnapf Anrede

Das Start-up namens Simsa mag vielleicht fit darin sein, SMS an ganze Gruppe zu verschicken und das anderen Leuten als Dienstleistung anzubieten, aber in Sachen Briefe-Schreiben könnten sie noch ein bisschen üben. „Hallo Damen und Herren Tödtmann“ redeten mich die Berliner in ihrer Mail in den letzten Tagen an.Bitte? Das ist schon ungewöhnlich, dass man sich nicht entscheiden kann, ob Claudia männlich oder weiblich ist, na gut. Aber mehrere bin ich sicher nicht. Sprich, sehr persönlich kann die Mail nicht gemeint sein. Ergo: Ich bin nicht wirklich gemeint. Den Schluss muss man ziehen. Und kann getrost auf die Lösch-Taste drücken. Da müsste der Inhalt schon ein echter Knüller sein, um so eine Anmoderation vergessen zu lassen.
Dass tagtäglich Post ankommt für Herrn Claudia – geschenkt. Das passiert im Eifer des Gefechts, die Trefferquote ist ja auch verdammt hoch. Bei der Gala für den „Strategen des Jahres“ vergangene Woche in Frankfurt von Bain & Company und der „FTD“ gab es je 8-er-oder 10er-Tisch eine Dame, maximal. Bei den Geehrten keine einzige. Natürlich.
Hin wie her, viel schwieriger kann es heutzugtage werden, wenn man eine Mail beantworten will, aber partout nicht erkennen kann, ob der Absender Männlein oder Weiblein ist. Zum Beispiel: Meltem, Eloy, Rachael oder Aylen – das sind nur einige der Namen der letzten Tage, bei denen man genau das nicht auf Anhieb erkennt. Oder nur wenige Experten. Der Eiertanz wird super. Denn klar ist auch, dass die Betroffenen wenig begeistert sind, wenn die Anrede daneben geht.
Manchmal braucht man sich nur verlesen und beim Antworten versehentlich die falsche Anrede erwischen, dann kommen ruckzuck bärbeissige Ansagen zurück – jedenfalls von Frauen – nach dem Motto, „können Sie sich vorstellen, dass auch eine Frau diesen und jenen Posten erreicht“. Danke, bin selbst eine Frau.
Eine der charmantesten Antworten auf eine falsche Anrede kam aus der Pressestelle einer Top-Kanzlei im Vorfeld bei der Verabredung eines Termins: „Aber erschrecken Sie bitte nicht, wenn ich keine Frau bin“, schrieb der Absender ganz souverän, nachdem ich ihn schon zweimal falsch tituliert hatte. Das sass.
Bleibt die Frage, was zu tun ist mit Mails von nicht-identifizierbaren Absendern. „Hallo,“ ist die neutralste Ansage. Aber was tun, wenn man sie doch mal richtig verwenden muss, die Anrede. Genaugenommen ist es an ihnen, die die rätselhaften – aber vielleicht klangvollen – Namen haben, sich zu outen. Vielleicht, indem sie einen zweiten Vornamen einfügen, der die Zuordnung erleichtert.
Und wenn das auch nichts zur Lösung des Rätsels beiträgt? Nicht mal Benimmexperten wissen auf die Frage derzeit eine Antwort. Wissen Sie eine?

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Alle Kommentare [4]

  1. Das einfachste im Internet nachsehen, Vornamen in Google eingeben und schon weiss man in 99% der Faelle, ob ein Vorname fuer maennl, weibl, oder beides steht.

  2. Ich stand auch schon häufiger vor der Frage, welches Geschlecht zum einen oder anderen Vornamen gehört. Vornamenverzeichnisse, die auch online verfügbar sind, haben mir hier häufig weitergeholfen, gerade bei ausländischen Namen. Auch hier liegt die Trefferquote nicht bei 100 Prozent, aber die meisten Ratespiele lassen sich so vermeiden.

    Und wenn der Name nun aus männlicher und weiblicher Name geführt wird oder einfach nicht zu finden ist? Je nachdem, in welchem Kontext man die Person kennenlernt, bleibt entweder ein charmantes „ich hoffe, ich habe bei der Anrede richtig geraten und entschuldige mich, falls dem nicht so ist“ als E-Mail-Einstieg – was bei mir schon zu einem sehr netten anschließenden Telefonat geführt hat – oder ein kurzer Anruf in der Firmenzentrale, der man genau dieses Problem schildert und die meist bereitwillig Auskunft gibt.

  3. Hallo Frau Tödtmann,

    wir entschuldigen uns für den Fehler. So etwas sollte natürlich nicht passieren (und noch viel weniger bei direkter E-Mail Kommunikation – doch selbst dort passiert es wie sie selbst schreiben 😉

    Schöne Grüße aus Berlin
    Kurt Bendlin
    https://www.simsa.de