Krokers RAM: Die Datenschutz-Grundverordnung – oder Y2K reloaded

Mein Rant am Morgen: Nein, die heute wirksamen neuen Datenschutz-Richtlinien der EU werden die Wirtschaft nicht ins Chaos versetzen. Vermutlich wird es ablaufen wir beim Jahrtausendwechsel – mit viel Wirbel um nichts.

Von heute an ist sie wirksam, die vielbeschworene und vielbescholtene Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) der Europäischen Union: Die Richtlinie verallgemeinert die Regeln zum Schutz personenbezogener Daten europaweit.

Doch was für die Verbraucher in Europa eine wirklich Verbesserung vor allem gegenüber dem Datenabgreifen von Konzernen bedeutet, scheint für viele Unternehmen geradezu einer Katastrophe gleichzukommen – einer völlig unerwarteten sogar. So jedenfalls lesen sich die diversen Aufschreie aus der Wirtschaft, die in den den vergangenen Tagen die Runde machten.

Dabei muss man – ungeachtet manch handwerklicher Fehler der Verordnung – konstatieren: Die DSGVO ist bereits am 24. Mai 2016 in Kraft getreten – und die EU-Kommission hat den Unternehmen eine Übergangsfrist von satten zwei Jahren bis zum 25 Mai 2018 eingeräumt, bis das Regelwerk in der Praxis anzuwenden ist.

Das vermeintliche Überrumpeln der Unternehmen ist daher in Wahrheit vor allem deren eigener Nachlässigkeit geschuldet. Wahr ist zwar auch: Viele Detailregelungen der Verordnung sind unklar – und bedürfen wohl erst dem Gerichtswege samt Urteilen, bis wirklich Rechtssicherheit herrscht.

Das von vielen Beobachtern bereits hochbeschworene Chaos inklusiver massiver Abmahn-Welle dürfte freilich ausbleiben: Denn laut DSGVO dürfen nur Aufsichtsbehörden, unmittelbar Betroffene und gemeinnützige Vereine wie etwa Verbraucherzentralen gegen mögliche Verstöße vorgehen.

Auch die Bundesdatenschutzbeauftragte Andrea Voßhoff hat jüngst einmal mehr unterstrichen, dass die Aufsichtsbehörden nach Inkrafttreten der DSGVO „nicht mit der Registrierkasse unterwegs“ sein werden.

Ich wage die Prognose: Die direkten Folgen der jetzigen Verordnung werden ganz ähnlich sein wie die Auswirkungen des Jahrtausendwechsels auf die IT. Die Älteren werden sich erinnern – seinerzeit wurden im Vorfeld massive Ausfälle der Computersysteme und weltweites Chaos prognostiziert. Tatsächlich passierte wenig bis gar nichts.

Daher: Die Datenschutz-Grundverordnung ist Y2K a.k.a. der Millenium-Bug reloaded!

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