Krokers RAM: Züge einer typisch deutschen Neiddiskussion um SAP

Mein Rant am Morgen: Trotz handwerklicher Fehler der Kommunikation – die Diskussion um die Höhe des Gehalts von SAP-Chef Bill McDermott verkennt die Usancen in der US-dominierten IT- und Software-Branche.

Es stimmt schon: Wirklich gut kommuniziert hat SAP – allen voran Mitgründer und Aufsichtsratschef Hasso Plattner – das im vergangenen Jahr eingeführte neue Vergütungssystem nicht. Dafür erhielt er bereits auf der Hauptversammlung 2016 bei der Abstimmung mit einer 45-prozentigen Ablehnung eine deutliche gelbe Karte.

Und am Mittwoch beim diesjährigen Aktionärstreffen verpassten die Investoren Plattner einen erneuten Denkzettel: Mit 50,49 Prozent hat nur eine hauchdünne Mehrheit der Aktionäre der Entlastung des Aufsichtsrats zugestimmt – eine Beinahe-Pleite für Plattner.

Trotz der berechtigten Kritik mancher Aktionärsschützer und Investoren hinsichtlich der Transparenz und vor allem der Kommunikation seitens SAP, die Plattner auf der Hauptversammlung ja auch selber eingeräumt hat („Es stimmt, wir hätten manche der Fragen schon im vergangenen Jahr beantworten und ins Internet stellen sollen“): Die Diskussion vor allem um das Salär von SAP-Chef Bill McDermott trägt auch Züge einer typisch deutschen Neiddiskussion.

Denn die rund 14 Millionen Euro, die McDermott im vergangenen Jahr inklusive langfristiger Erfolgsbestandteile erhalten hat, sind im internationalen Vergleich mit US-Rivalen wie Oracle oder IBM tatsächlich bescheiden – wie Plattner ebenfalls zu recht angemerkt hat.

SAP steckt da als einziger europäischer IT-Konzern von Weltgeltung in einem Dilemma: Hiesige Beobachter mahnen – auf den ersten Blick verständlich – eine Einbettung der SAP-Vorstandsvergütung ins deutsche Gehaltsgefüge an.

Zugleich ist SAP aber abgehen vom Standort Walldorf längst weitgehend ein amerikanischer Konzern: Er operiert im weltgrößten Software-Markt der Welt, den USA, und konkurriert dort ausschließlich mit US-Rivalen wie Microsoft, Oracle & Co., bei denen es um aktiengekoppelte Managervergütung keine Diskussionen gibt.

McDermott, der seit 2010 an der SAP-Spitze steht und maßgeblich für den jetzigen Erfolg des Walldorfer Riesen verantwortlich ist – sei es durch beherzte Übernahmen, sei es durch den entschlossenen Strategieschwenk in Richtung Cloud – hätte sonst kaum so lange gehalten werden können.

Plattner hat bereits angekündigt, SAP wolle die Vergütung noch transparenter und klarer gestalten – in der Sache hat er dennoch recht.

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