Google & Reader, Twitter & Tweetdeck, Facebook & Hastags: Das finale Gefecht

Im Kampf um Nutzer und Aufmerksamkeit haben die drei großen sozialen Netzwerke mit unterschiedlichen Maßnahmen die Daumenschrauben angezogen – der Wettbewerb untereinander verschärft sich.

In den vergangenen zwei Wochen hat’s in der Internet-Szene gleich an mehreren Stellen merklich rumort: Anfang März vermeldet Twitter, die vor gut zwei Jahren zugekaufte Software Tweetdeck weitgehend einstellen zu wollen (zumindest die Versionen für Android, iOS sowie Adobe Air).

Ende der vergangenen Woche sorgt Google mit seiner Ankündigung  für ordentlich Aufregung, zum 1. Juli den Google Reader einstellen zu wollen. Jene Software wird besonders gerne von professionellen IT-Nutzern zum Abonnieren so genannter RSS-Feeds von Nachrichtenseiten und Blogs genutzt.

Einen Tag später meldet schließlich das „Wall Street Journal“, Facebook arbeite gegenwärtig daran, das Hashtag-Symbol „#“ zur Bündelung von bestimmten Schlagwörtern in die eigene Suche einbauen zu wollen. Bekannt sind Hastags bisher vor allem vom Kurznachrichtendienst Twitter.

Auf den ersten Blick haben diese drei Themen nichts respektive nicht viel miteinander zu tun. Doch bei Lichte betrachtet schaut dies meines Erachtens ganz anders aus. Was wir gerade erleben, ist eine dramatische Zuspitzung der großen sozialen Netzwerke im Kampf um Aufmerksamkeit, um die vielbeschworenen „Eyeballs“ und letztlich um schnöde Klickraten – die immer noch die wichtigste Währung beim Verkauf von Online-Anzeigen darstellen.

Quelle: BuzzFeed

Beispiel Google: Wie das US-Portal Buzzfeed aufgrund Messungen im eigenen Netzwerk darlegt, ist der Google Reader bis heute ein wichtiger Lieferant von Besucherströmen auf Nachrichtenseiten. Und zwar trotz eines Einbruchs seit Februar (den Buzzfeed mit Änderungen des Messverfahrens erklärt) um ein vielfaches größer als Google+: Trotz vermeintlich gigantischer Zahlen von zuletzt angeblich 343 Millionen Nutzern schaufelt das hauseigene soziale Netzwerk von Google nur einen Bruchteil des Reader-Traffics auf News-Sites.

Oder anders ausgedrückt: Google geht es bei der Einstellung des Readers vor allem darum, Nutzungsverhalten und -intensität auf Google+ in die Höhe zu pushen. Ähnlich die Situation bei Twitter & Tweetdeck: Durch die weitgehende Einstellung von Tweetdeck müssen künftig mehr Nutzer über die Webseite auf den Mikroblogging-Dienst zugreifen – was die Nutzerzahlen dort erhöht.

Und Facebook scheint sich der Gefahr bewusst zu sein, die inbesondere von Twitter als mega-schnellem News-Medium fürs eigene Geschäft ausgeht. So soll die Verwendung von Hashtags mutmaßlich vor allem dazu dienen, eine ähnliche Viralität wie bei Twitter durch das Verlinken von Schlagwörtern auf dem eigenen Portal zu ermöglichen.

Kurzum: Wir erleben gerade so etwas wie den Startschuss zum finalen Gefecht der großen sozialen Imperien: Durch gegenseitige Abschottung und Einstellung von Nebenaktivitäten wollen Facebook, Twitter & Google+ so viel wie möglich Verkehr aufs eigene Portal ziehen – und möglichst lange dort halten. Ich bin gespannt, wie das gegenseitige Fingerhakeln der großen Drei weitergeht.



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