2012 – das Ende des Wintel-Monopols

In diesem Jahres werden nur noch ein gutes Drittel aller Rechner mit Windows und Intel-Chips ausgeliefert; Mobilgeräte von Apple und mit Android-Betriebssystem kommen zusammen auf 45 Prozent.

Mary Meeker genießt in der Internetszene schon seit einer gefühlten Ewigkeit einen legendären Ruf: Zwischen 1991 und 2010 war Meeker eine der profiliertesten Aktien-Analystinnen der US-Investmentbank Morgan Stanley mit speziellem Fokus auf Technologieunternehmen. Seit Anfang 2011 arbeitet sie als Partnerin des renommierten Risikokapitalunternehmens Kleiner Perkins Caufield & Byers (KPCB).

Beinahe ebenso legendär sind Meekers umfassende Präsentationen zu den Internet-Trends. Das aktuelle Update mit 88 Folien rund ums stationäre und mobile Web sowie die IT-Industrie ist vorgestern erschienen.

Eine der aufschlussreichsten Grafiken findet sich auf Seite 24:  Mit dem Jahr 2012 endet das so genannte Wintel-Monopol. Unter Wintel, die Älteren mögen sich noch erinnern, verstanden Marktbeobachter Computer mit Windows-Betriebssystem und Intel-Prozessoren. Zwischen 1998 und 2005 stammten monopolartige 96 Prozent aller Rechner von dem Wintel-Duo. Durch den Boom von Apple und Geräten auf Android-Basis sinkt dieser Anteil in diesem Jahr auf bescheidene 35 Prozent:

Quelle: KPCB/Mary Meeker

Oder anders ausgedrückt – wer es bis jetzt trotz zahlreicher Postings hier im Blog und anderswo noch nicht mitbekommen haben sollte: Wir befinden uns längst im Nach-PC-Zeitalter – und das nicht erst seit gestern, wie auch Meeker eine Folie später noch einmal deutlich herausstellt.

Betrachtet man Notebooks und stationäre PCs auf der einen Seite sowie Smartphones und Tablet-Computer auf der anderen, war der Wendepunkt bereits im vierten Quartal 2010: Damals, vor nunmehr zwei Jahren, haben die Rechner aus der Wintel-Fraktion letztmalig vor den neuen mobilen Herausforderern gelegen.

Seitdem sind Smartphones und Tablets vorbeigezogen: Bis 2015 sollen sie die PC-Konkurrenz beim Jahresabsatz gar um den Faktor fünf übertreffen (laut einer anderen Studie sind es „nur“ drei Mal so viel Smartphones und Tablets bis 2016).

 Quelle: KPCB/Mary Meeker

Auf diesen Trendwende haben Microsoft wie Intel sehr spät reagiert – beide bemühen sich nun händeringend um ein Comeback im Mobilbereich. Microsoft hat mit Windows 8 Ende Oktober ein gemeinsames Betriebssystem für PCs, Laptops, Tablets bis hin zu Smartphones auf den Markt gebracht.

Zeitgleich haben die Redmonder mit dem Tablet Surface ihren ersten eigenen Computer präsentiert – bisher allerdings offenbar mit geringem Erfolg: Die erste Nachfrage nach dem Microsoft-Tablet sei „enttäuschend“ gewesen, hat erst gestern die Nachrichtenagentur „Bloomberg“ den Aktienanalysten Craig Berger der US-Investmentbank FBR Capital Markets zitiert.

Bei Intel, die im Mobilgeschäft bis heute eine noch kleinere Rolle spielen als der einstige PC-Partner Microsoft, hat Ende November überraschend der langjährige Vorstandschef Paul Otellini seinen Rücktritt für 2013 vermeldet. Zwar hat der Chipgigant es so nicht gesagt – aber die Indizien sind hoch, dass die Ankündigung vor allem dem Rückstand von Intel im Mobilgeschäft geschuldet ist.

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Alle Kommentare [7]

  1. Dies ist jetzt keine Entwicklung die sonderlich überraschend ist. Die letzten Jahre haben ja ganz klar den Weg gezeigt wo es hingeht und ich wage sogar zu behaupten, dass in spätestens 5 Jahren der klassische PC nur noch ein Nischenprodukt ist.

  2. Wenn man sich die Graphik genau ansieht scheint Android demnach Windows bereits als ‚meistverwendetes‘ Betriebssystem abgelöst zu haben. Das wurde doch eigentlich erst für nächstes oder übernächstes Jahr prognostiziert, oder?

  3. Interessante Graphiken und auch wenn die Aussage stimmt, so zeigt sich auch, dass Smartphone und Tablets den nur Markt ergänzen. Die Verkaufszahlen von PCs und Laptops sind jedoch recht stabil und diese Nische wird weiterhin von Wintel dominiert. Auch wird ignoriert, dass Tablets und Smartphones derzeit (sowohl von der Hard- als auch der Software) nicht den klassischen PC ersetzen können. Sicher wird sich das Konzept des PC durch den Einfluss von Tablets in Zukunft stark ändern (und die Grenze zwischen Laptops, Notebooks, Netbooks und Tablets wird irgendwann verschinden), aber hier vom Ende von Wintel zu sprechen, halte ich für übertrieben.

    Oder anders formuliert: letztlich hat sich das uralte Betriebssystem UNIX durchgesetzt, denn sowohl Android als auch Apples iOS sind unixoide Betriebssysteme. Und mit dem Cloud Computing kehrt auch das Konzept des Terminals (siehe Google Chrome OS, das im Grunde ein funktionelles Unix ist) zurück, welches durch den PC in den 70/80ern verdrängt wurde.

  4. @ „Unter Wintel, die Älteren mögen sich noch erinnern, verstanden Marktbeobachter…“ — geradezu köstlich! Man könnte meinen Sie geniesen das Ende … aber im Ernst: PC/Win ist eine Legacy-Kombination. Aber Totgesagte leben länger als mancher meinen mag. Es gibt heute schon a „PC on a Chip“. Auch wenn es die anderen Systeme verstärkt geben wird. Die Industrie wird nicht wieder einen so große Dominanz eines einzigen Lagers sehen. Vielfalt ist das Motto der Stunde und das Motto mindstens der nächsten 5 bis 10 Jahre.

    Bzgl. Terminal: Es wird nicht zurückkehren. „Elektronische Intelligenz“ in form von verarbeitungskapazität vor Ort wir nie weniger werden, sondern sich immer mehr verbreiten. Folgt: Terminial kommen nicht zurück, wohl aber Geräte, die als terminal neutzt werden können — aber das hatten wir seit der Einführung von PCs. Also –> no change at this frontier.

  5. Das teuerste an Computern ist heutzutage die Software.
    Unternehmen, insbesondere Großunternehmen waren die investierten Summen über die Jahre gigantisch.
    Daher werden im Bereich der mittleren und Großunternehmen wohl vorläufig WinTel PC‘ dominieren, doch man wird Schnittstellen schaffen für Tablets und Smartphones. Hier sehe ich Microsoft in Zukunft nur in der Rolle des Juniorpartners, da OIS und Android den Charm der jungen Geburt haben. Die Architektur ist vergleichsweise jung und schleppt nicht soviel Müll mit sich herum wie Windows XP, -7, -8 und fortfolgende.
    Das W8 ist zur Zeit für PC’s ohnehin nicht interessant.
    Kleinere Unternehmen werden sich jedoch überlegen, ob sie auch Mac OSX oder zukünftige Android oder Chrome PC’s einsetzen, da diese Systeme, Chrome muß man hier noch herausnehmen, da noch nicht ausreichend entwickelt, smarter und produktiver sind, zumindest im Mac OSX-Bereich gibt es da ausreichende Analysen.
    Microsoft wird es wohl in den ächsten fünf Jahren nicht schaffen, ein wirklich neues System zu schreiben oder zu kaufen und weiterzuentwickeln (W8 ist letztendlich ein altes System mit neuer Oberfläche). Wenn sie dies nicht machen oder es nicht gelingt, dann werden sie nach und nach auch im klassischem Business Windows verlieren, anfangs langsam, dann schnell.
    Vielleicht währe derjenige dazu in der Lage der Windows 7 kreiirt und damit das alte schlunzige Windows aufpoliert hat, Steve Ballmer kann es sicherlich nicht.
    Auf einer alten, ständig erweiterten klapprigen Hütte, kann man nicht immer neue Stockwerke bauen.
    Trotzdem, es bleibt spannend. Die vorgelegten Graphiken und Betrachtungen von Meeker sind von gewohnter Qualität, sie geben jedoch nur wieder was passiert, wenn nichts passiert. Will sagen, erhält Ballmer seinen Kickout oder erhält eine plötzliche Erleuchtung, die ihn vom Brüllaffen zum erfolgreichen Inovator verwandelt, könnte die Zukunft anders aussehen.
    Aber glaubst das jemand?

  6. Noch etwas zu Thema Unix.
    Das eigentlich Unix ist doch etwas rudimentär, insofern kann man hier durchaus ansetzen, um moderne Oberflächen aufzusetzen und Funktionen zu implentieren, wie Apple und Andere zeigen.
    Hier gibt es jedoch eine interessante Aufspaltung der Konzepte, das normale Unix mit monolitischem Kernel und das Projekt Darwin mit dem Apple, meines Wissens als Einzigster Anbieter, einen sogenannten Hybridkernel verwendet, der die Vorteile eines monolitischen Kernels (Teile von BSD) mit den Vorteilen eines Mikrokernels (Projekt Mach) verbindet. Bisher scheint Apple mit dieser Kombination nicht schlecht zu liegen, auch was die Skalierbarkeitnbetrifft, denn auch das IOS (Iphone, Ipad), welches auf der ARM-Architektur läuft, basiert auf Mac OSX.