Chance für Nokia: Die Hälfte alle weltweit verkauften Handys kosten unter 80 Dollar

Bei den Bemühungen der Finnen um einen Turnaround im Smartphone-Geschäft gegen Apple & Co. hilft aktuell ausgerechnet das Niedrigpreissegment – und trägt wohl auch noch in Zukunft.

Erst gestern hat der angeschlagene und längst vom Thron als langjähriger Weltmarktführer gestoßene Handy-Riese Nokia seine Zahlen fürs dritte Quartal vorgelegt. Insgesamt kämpfen die Finnen weiterhin mit rückläufigen Umsätzen (-19 % zum Vorjahr) und tiefroten Zahlen (-969 Millionen Euro). Letztere basieren freilich vor allem auf dem Konzernumbau; operativ schreibt Nokia erstmals wieder schwarze Zahlen.

Mit entsprechend gemischten Gefühlen haben denn auch die Börsianer die Resultate aufgenommen: Im gestrigen Tagesverlauf schwanke die Aktie zwischen 2,42 Euro und 2,10; im Vergleich zum Vortag also zwischen plus zehn und minus fünf Prozent. Besonders negativ bewerteten Analysten, dass Nokia nur noch 2,9 Millionen Lumia-Smartphones absetzen konnte im Vergleich zu vier Millionen Geräten davor. Alle Hoffnungen im Hochpreis-Segment ruhen nun auf den neuen Geräte mit Windows Phone 8, die im November erscheinen.

Vergleichsweise gut geschlagen hat sich Nokia dagegen bei den günstigeren Handys. Die Asha-Geräte mit Preisen unterhalb von 100 Dollar laufen insbesondere in Schwellenländern wie Indien, Philippinen, Malaysia und Indonesien gut. Offenbar so gut, dass sie gar das miese Abschneiden in China (Geräteabsatz minus 27 Prozent zum Vorquartal) wettmachen konnten. „Die Asha-Geräte haben Nokia dazu verholfen, seinen Marktanteil im rückläufigen Markt der Einfach-Handys zu steigern – und dabei sogar profitable zu bleiben“, analysiert Tero Kuittinen, Analyst beim mobilen Marktbeobachter Alekstra, in einem Beitrag für das US-Magazin „Forbes“.

Quelle: Business Insider/Tomi Ahonen

Wie es scheint, ist das Niedrigpreis-Segment aktuell eine wichtige Stütze für Nokia während des angepeilten Turnarounds. Und zwar eine, die für die Finnen auch noch eine gewisse Zeit in die Zukunft tragen dürfte: Zwar haben die Marktforscher von Strategy Analytics erst in dieser Woche vermeldet, dass erstmals mehr als eine Milliarde Smartphones weltweit im Einsatz sind; bis 2015 soll sich diese Zahl auf zwei Milliarden verdoppeln.

Zugleich hat der finnische Mobilfunk-Beobachter Tomi Ahonen in seinem Anfang Oktober veröffentlichten Jahrbuch zur Mobilfunk-Branche festgestellt, dass die Mehrheit aller weltweit verkauften Handys weiterhin Standard-Geräte unterhalb von 80 Dollar sind: Knapp 40 Prozent sind Ultra-Billiggeräte unterhalb 39 Dollar, weitere 21 Prozent sind etwas höherwertige Feature-Phones bis 79 Dollar (siehe Grafik).

Vor diesem Hintergrund bleibt Nokia noch ein gewisses Zeitfenstern, wenn auch ein kleiner werdendes, sich jetzt auch im darüber liegenden Smartphone-Segment als ernsthafter Wettwerber zu etablieren. Die kommenden Monate werden zeigen, ob das gelingt.



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