Großinvestoren verlieren Vertrauen in Rabattportal Groupon

Mehrere US-Kapitalgeber haben offenbar ihre Groupon-Aktien verkauft – das Vertrauen in das Geschäftsmodell des Schäppchenportals schwindet.

Die schlechten Nachrichten über Groupon reißen nicht ab: Wie die US-Finanzzeitung „Wall Street Journal“ gestern berichtet hat, haben mindestens vier Investoren, die seit der Frühphase des Unternehmens dabei waren, ihr Vertrauen in Groupon verloren und Aktien abgestoßen. Einer der prominentesten Kapitalgeber, die dem Unternehmen jetzt den Rücken gekehrt hätten, sei Netscape-Gründer und Multi-Investor Marc Andreessen.

Der Ausstieg von Andreessen & Co. markiert einen neuerlichen Tiefpunkt in der von Pleiten, Rückschlägen und Skandalen nicht eben armen Geschichte des Web-Coupon-Dienstleisters aus Chicago. Erst in der vergangenen Woche hatte Groupon seine Zahlen fürs zweite Quartal vorgelegt.

Auf den ersten Blick sahen die gar nicht so schlecht aus: Der Umsatz stieg im Jahresvergleich um 45 Prozent auf rund 568 Millionen Dollar. Dank eines strikten Sparkurses bei den Werbeausgaben konnte Unternehmensgründer und -Chef Andrew Mason gar zum zweiten Mal in Folge einen operativen Gewinn in Höhe von 45 Millionen Dollar einfahren.

Quelle: Silicon Alley Insider

Das freilich hat die Börsianer nicht sonderlich beeindruckt – ganz im Gegenteil: Weil der Umsatz unter den Erwartungen lag und das Unternehmen einen verhaltenen Gewinnausblick gab, sackte die Aktie am Tag nach der Verkündung der Quartalszahlen um 27 Prozent in den Keller. „Diese Grafik hat Groupon abstürzen lassen“, hat das US-Wirtschaftsblog „Business Insider“ seine Infografik reißerisch überschrieben: Sie zeigt die Brutto-Einnahmen beim Verkauf von so genannten Deals, das sind Gutscheine für Rabatt-Käufe – also das Kerngeschäft des Unternehmens. Und diese wichtige Kennziffer ist im zweiten Quartal im Vergleich zum Dreimonats-Zeitraum davor erstmals gesunken.

Offenbar stößt das Geschäftsmodell von Groupon also an erste Grenzen, oder das Unternehmen hat bei sinkenden Marketingausgaben schlicht ein Vertriebsproblem – oder eine Mischung aus beiden. Fakt ist: Die Klagen von einstigen Partnern des Unternehmens nehmen massiv zu. Diverse Gewerbetreibende hat die Vermarktung via Schnäppchen-Gutscheine ins Chaos getrieben, wie die „WirtschaftsWoche“ erst Ende Juli in einer großen Story berichtet hat.

So gesehen wundert die anhaltende Skepsis der Anleger jedenfalls nicht. Seit dem Börsengang im November des vergangenen Jahres hat die Groupon-Aktie fast drei Viertel seines Wertes verloren. Diese und weitere Daten aus dem jüngsten Quartalsbericht hat Statista in der folgenden Infografik zusammengestellt:

Quelle: Statista

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Alle Kommentare [3]

  1. Nicht nur die Großinvestoren verlieren das Vertrauen sondern leider auch wohl die Konsumenten. Der Unmut ist bereits groß, wie man an etlichen Kommentaren auf Facebook erkennen kann.

    Besonders häufig beschweren sich Kunden, dass sie sehr lange (teils Monate) auf Gutschriften warten müssen.

    Käufer berichten über nicht eingehaltene Zusagen, „Hinhaltetaktik“, nicht erfolgte Antworten trotz mehrfacher Nachfrage etc.

    Das Social Media-Team hat sicherlich keine einfache Arbeit, denn die Emotionen der Kunden sind verständlicher Weise entsprechend…

    Enttäuschte Kunden werden wohl kaum Weiterempfehlungen aussprechen. Und wenn die Kunden ausbleiben, schreckt das im Ergebnis natürlich auch die Investoren auf.

  2. @Michael Kroker: Das sehe ich genauso. Verärgert sind Kunden wohl auch darüber, dass man die Meldungen der Käufer häufig wie einen „Einzelfall“ behandelt – inbesondere was die reichlich verzögerten Gutschriften angeht.

    Sehr schnell melden sich darauf weitere Käufer und schildern, dass sie ebenfalls seit geraumer Zeit warten und/oder keine Antwort vom Unternehmen erhielten, wodurch sie sich offenbar ignoriert fühlen.

    Vielfach ist zu erkennen, dass wohl oft dann erst eine Klärung der Angelegenheit erfolgt, wenn die Konsumenten sich öffentlich auf der Facebook-Seite beschwert haben und das Social Media-Team sich einbringt.