Der Fotodienst Instagram – das Eine-Milliarde-Dollar-Schnäppchen für Facebook

Vor einer Woche hat Facebook mit dem Instagram-Kauf die teuerste Übernahme in seiner Geschichte angekündigt – die bei Lichte betrachtet freilich fast günstig daherkommt.

Als Mark Zuckerberg am Abend des Ostermontags vor einer Woche höchstpersönlich die Bombe platzen lässt, habe ich „leider“ Urlaub: Sein soziales Netzwerk kaufe die boomende Smartphone-Foto-App Instagram, für eine stolze Milliarde Dollar; „ein wichtiger Schritt für Facebook, weil wir erstmals ein Produkt und ein Unternehmen mit derart vielen Nutzern kaufen“, so Zuckerberg in seiner Ankündigung.

Für mich deshalb „leider“, weil ich einen derart weitreichenden Schritt auch gerne analysiert hätte. So haben denn meine WiWo-Kollegen bereits die Hintergründe des Kaufs des „teuersten Fotoalbums der Welt“ beleuchtet. In der Tat klingt die Summe von einer Milliarde Dollar für ein Unternehmen mit gerade einmal 13 Mitarbeitern auf den ersten Blick geradezu astronomisch; pro Mitarbeiter sind das also fast 80 Millionen Dollar.

Während der vergangenen Tage bin ich freilich über zwei Grafiken gestolpert, die den Kauf in einem anderen Licht erscheinen lassen. Wie das Internet-Kultmagazin „Wired“ unter der bezeichneten Überschrift „Keine Blase gesichtet“ analysiert hat, zahlt Facebook im Schnitt gerade mal 28 Dollar pro Instagram-Nutzer; beim Kauf von Blogger.com durch Google im Jahr 2003 waren es dagegen rund 100 Dollar je Nutzer;  Microsoft blätterte bei der Übernahme des Internet-Videotelefoniedienstes Skype im vergangenen Jahr gar rund 250 Dollar pro Nase auf den Tisch.

Quelle: Silicon Alley Insider/Wired

Und der Deal ist zwischenzeitlich sogar noch günstiger geworden, dem anhaltenden Instagram-Boom sei Dank: Die Wired-Zahlen beziehen sich auf 35 Millionen Nutzer. Seit Anfang April ist die Foto-App nun auch für Googles Android-Betriebssystem verfügbar. Wie vergangenen Freitag durchsickerte, hat Instagram seine Nutzerzahl dadurch binnen zehn Tagen um zehn Millionen Anwender auf insgesamt 40 Millionen User steigern können. Damit sinken die Kosten pro User sogar auf 25 Dollar.

Mehr noch: Der Boom der Foto-App Instagram beweist erstmals das Potenzial eines rein mobilen sozialen Netzwerks. Denn mit Instagram kann man nicht nur nette Schnappschüsse machen und diese dank diverser digitaler Filter auf alt trimmen oder sonstwie aufhübschen. Gleichzeitig bilden die Instagramer untereinander ein mobiles Netzwerk rund um digitale Fotografie.

Vor dem Hintergrund, dass das kommende Computer-Zeitalter die Ära des Mobilen ist, bildet Instagram gewissermaßen so etwas wie den Prototypen eines mobilen sozialen Netzwerks. „Vor dem Hintergrund des enormen Geschäftspotenzials klingt für uns eine Milliarde Dollar daher günstig“, folgert das Tech-Blog „Business Insider“ in einer Analyse.

Quelle: Business Insider

Das haben offenbar auch andere bemerkt: Laut „New York Times“ soll neben Facebook auch Twitter-Mitgründer und Instagram-Investor Jack Dorsey um den Fotodienst gebuhlt haben. Den Deal zu Facebooks Gunsten hat dann offenbar Mark Zuckerberg persönlich eingestielt. Spannend bleibt nun, wer jetzt als nächstes auf der Einkaufsliste der großen Netzwerke steht – für viele ist die digitale Bilderwand Pinterest der heißeste Kandidat.

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Alle Kommentare [4]

  1. Ich hab den Artikel nur überflogen, aber diese Dollar pro User sind ja auch wieder relativ. Wie viele Instagram-User waren denn noch nicht bei Facebook? Er kauft für eine Milliarde User, die er eh wohl eh schon hatte. Und diese Zahlen, wie viele User vorher schon bei Facebook waren, diese wurden bisher noch von keinem untersucht. Warum schein daran keiner zu denken? Die nächste Blase wird platzen…

  2. Ihr Kollege Falk Hedemann von t3n hat auch vor allem auf das Thema Mobility abgebhoben und dass hier Facebook noch Einiges aufzuholen hat. Dass dies stimmt, erlebe ich täglich, wenn ich Facebook mobil nutze…

    Bei der Kosten je Nutzer-Rechnung sehe ich es ähnlich wie mein Vorkommentator: Ist diese wirklich so relevant oder aussagekräftig hier? Ich gehe davon aus, das die meisten der Instagram-Nutzer auch schon FB-Nutzer sind. Und hier ist wohl auch einer der großen Unterschiede zu den beiden Übernahmen von Microsoft und Google, die Sie erwähnen.

  3. …und es stellt sich die Frage, wieviele Instagram-Nutzer auf Grund dieses Verkaufs speziell an Facebook dem Dienst den Rücken kehren. Aus technischer Sicht gibt es genügend andere Programme, die ähnliches leisten oder sogar vielseitiger sind.

  4. Für mich als intensiven Instagram-User stellt die Übernahme auf der einen Seite ein Risiko und auf der anderen Seite eine enorme Chance dar. Ich bin sehr gespannt, wie sich der Dienst weiterentwickeln wird!