Google+ auf den Fersen von Facebook – oder doch nicht?

Eine deutsche Studie bescheinigt dem sozialen Netzwerk aus dem Hause Google, bereits die Nummer zwei hinter dem Marktführer zu sein. Laut anderen Zahlen sind jedoch vier von fünf Mitgliedern Karteileichen.

Vor gut zwei Wochen habe ich mit einem kritischen Blogbeitrag über Google+ für viel Unmut gesorgt, aber durchaus auch Zustimmung erhalten: Zum einen seien die Besucherzahlen von Googles Gegenentwurf zu Facebook seit seiner allgemeinen Öffnung Ende September nicht richtig in die Gänge gekommen. Zum anderen würde dort zwar viel, aber vor allem über Google+ selbst diskutiert, weshalb mich das Netzwerk zunehmend nerve, so die Kurzform des – zugegeben polemisch zugespitzten – Meinungsbeitrags.

Erst gestern ist eine Studie der Hamburger Unternehmensberatung Fittkau & Maaß zur Social-Media-Nutzung in Deutschland erschienen. Auch deren Ergebnisse tragen nicht wirklich zur Erhellung der Situation bei. Zwar konstatieren die Marktforscher, dass Google+ innerhalb eines halben Jahres hierzulande bereits eindrucksvoller Zweiter sei und über ein Drittel der Internet-Nutzer erreiche. Bei der Betrachtung der mindestens ein Mal die Woche aktiven Social-Media-Nutzer sei das Wachstum noch höher: Mit 45 Prozent liege Google+ demnach schon bei der Hälfte der Nutzung von Facebook:

Quelle: W3B Fittkau & Maaß

Desweiteren haben die Marktbeobachter von Fittkau & Maaß  die Internet-User nach ihrem Nutzungsverhalten befragt. Demnach bewerten die Nutzer den Marktführer Facebook stärker in Sachen Chat-Funktion (51% zu 19%), beim Spaßfaktor (51% zu 18%) sowie einem gefühligen „trendiger“ (43% zu 24%). Der Herausforderer Google+ punktet dagegen vor allem bei den besseren Privatsphäre-Einstellungen (54% zu 18%), der Übersichtlichkeit (46% zu 22%) und der besseren Eignung für Job-Kontakte (43% zu 21%). Laut der Studie schätzten die Nutzer bei Google+ vor allem „handfeste Faktoren“, Facebook stehe dagegen für den größeren „Fun Faktor“.

Bei der Wahl des „besten Netzwerks“ sind die Meinungen ähnlich unterschiedlich: Je ein Drittel bevorzugt Google+ oder Facebook, das letzte Drittel findet beide gleich gut. Belege für große Abwanderungsabsichten vom aktuellen Marktführer liefert die Studie indes nicht: Nur 7,5 Prozent planen, ganz zu Google+ zu wechseln. Insgesamt will die Mehrheit Facebook treu bleiben: Rund ein Viertel exklusiv – und knapp die Hälfte aller Nutzer will künftig zweigleisig fahren:

Quelle: W3B Fittkau & Maaß

Soweit so gut für Google+, wie es scheint. Andererseits hat die amerikanische Social-Marketing-Plattform Flowtown in der vergangene Woche eine interessante Infografik veröffentlicht, in der die aktuellen Nutzer-Statistiken von Google+ veröffentlicht sind. Demnach sind fast zwei Drittel der User männlich und jung, nur rund 20 Prozent sind älter als 35 Jahre. Deutschland liegt mit rund 710.000 Nutzern auf Platz fünf bei der Nutzung von Google+ – was freilich stark mit den aktuellen Zahlen der Zuckerberg-Company kontrastiert: Demnach hat Facebook hierzulande rund 21,5 Millionen Mitglieder; laut einer am Montag veröffentlichten Studie von Comscore erreichte das Netzwerk im Oktober drei Viertel aller deutschen Internet-Nutzer.

Bei Google+ sind die User dagegen laut der Flowtown-Infografik weitgehend inaktiv: Zwar verfüge das Netzwerk laut der letzten verkündeten Zahl inzwischen über rund 40 Millionen Nutzer; wirklich aktiv Beiträge veröffentlichten aber nur rund 17 Prozent. Mit anderen Worten: Vier von fünf Plusser sind Karteileichen, zumindest aktuell. Weitere Daten in der Infografik – zum Vergrößern zwei Mal hintereinander auf die Grafik klicken (wird beim ersten Mal kleiner):

Quelle: Flowtown

Was meinen Sie, wie das Rennen um die Krone bei den sozialen Netzwerken ausgeht? Schreiben Sie mir Ihre Meinung!

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Alle Kommentare [3]

  1. Hallo zusammen,

    erst einmal ein sehr gut geschriebener Artikel!
    Meiner Meinung nach wird Facebook in ein paar Jahren zu Grunde gehen. Grund dafür ist, daß Google immer größer wird und sich fast überall finden lässt. Bestes Beispiel dafür ist: „Youtube“!

    Daher gehe ich davon aus, das in spätestens 3-4 Jahren, nach dem Facebook weitere „Fehler“ ausgeübt hat, die meißten Benutzer wechseln, oder einfach etwas ganz besonderes erscheint.

    Man weiß es nicht! 😉

    Gruß,
    Kevin

  2. Leider versteht sich Google, der mir durchgängig sympathischere der beiden großen Opponenten, nicht darauf, sinnstiftende Partnerschaften zu schließen, sondern verfolgt nach wie vor den Ansatz, für alle Bedürfnisse ein eigenes Angebot zu erschaffen, die, das muss man leider sagen, häufig nicht ausgereift sind. Jüngste Beispiele sind Google TV, das Chromebook, aber auch Google Music.
    Anstatt anderen Inhalteanbietern (Amazon wäre ein natürlicher Partner) hier Luft zum Atmen zu geben und die Angebote auf einander zurechtzuschneiden, läuft Google Gefahr, sich zu verzetteln – wenn es das nicht schon getan hat. Der Weg von Facebook, mit externen Spezialisten wie Spotify und Netflix mit starken Marken und etabliertem Angebot zusammenzuarbeiten, schafft ein schlagkräftiges, verständlcihes Angebot und FB kann sich voll auf die Weiterentwicklung der Plattform konzentrieren. Google läuft Gefahr, zu viele potenzielle Partner gegen sich aufzubringen, zu viele Baustellen zu bearbeiten und dabei an Relevanz zu verlieren.

  3. Dieser Bericht ist ein wenig besser als der letzte, obwohl man immer noch merkt, dass der Autor mit Facebook besser zurecht kommt;)
    Ich mache immer noch ganz andere Erfahrungen bei Google+.
    Nachdem ich 2 Jahre Facebook genutzt hatte und nach einer Testphase mit Google+ umgehend meinen Facebook Account gelöscht habe, fühle ich mich bei Google+ viel besser aufgehoben! Zum Punkt Karteileichen bin ich mir sicher, dass es die bei allen Netzwerken gibt, ob bei Facebook oder Google+, ich behaupte mal, dass wird gleich sein!
    Fakt ist, dass bei Google+ viel aktiver und informativer ausgetauscht wird, ich habe in kurzer Zeit sehr viele interessante Menschen kennenlernen dürfen und die ganze Plattform steht erst am Anfang! Google+ wird immer mehr das neue Google und ich bin mir sicher, dass keine Firma sich auf Dauer erlauben kann, Google+ zu vernachlässigen! Gerade hier wird Facebook in den nächsten 1-2 Jahren massiv verlieren! Wenn man sich ein wenig mit Google+ beschäftigt hat und die Möglichkeiten verstanden hat, dann stellt sich die Frage Facebook oder Google+ erst gar nicht;) – Google+ ist sympathischer und jeder kann sehr schnell einstellen was gesehen werden soll und was nicht… Bei Facebook ist das immer noch eine Unverschämtheit…
    Kurzum; Ich muss jedesmal schmunzeln, wenn ich Beiträge lese, die insgeheim Facebook als den Heilsbringer anpreisen und Google+ schon jetzt als den Verlierer darstellen wollen;)
    Als Firma wird man sehr schnell merken, dass eine Google Page viel mehr bringen wird, als sich weiter mit Facebook zu beschäftigen!