Warum Microsoft die Bücher von Yahoo prüft

Wollen sich Finanzinvestoren des Zuspruchs von Microsoft versichern, bevor sie ein Kaufangebot für Yahoo abgeben?

Und täglich grüßt das Murmeltier: Laut einer Blog-Geschichte bei der „New York Times“ sowie parallel einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg hat Microsoft eine Stillschweige-Vereinbarung mit Yahoo abgeschlossen. Dafür darf das Unternehmen aus Redmond in die Bücher des angeschlagenen Internet-Portals schauen – einen Schritt, den Marktbeobachter bereits als neuerlichen Versuch einer Yahoo-Übernahme durch Microsoft werten.

Derlei Gerüchte machen inzwischen beinahe im Wochentakt die Runde, zuletzt Anfang Oktober. Was ich damals schon hier im Blog schrieb, gilt im Prinzip auch heute noch: Es gibt kaum Argumente für ein neuerliches Kaufangebot seitens Microsoft. Grund: Seit einer Mitte 2009 vereinbarten Partnerschaft zwischen beiden Unternehmen läuft die Suche auf dem Yahoo-Portal bereits mit der Bing-Suchmaschine von Microsoft. Profitiert haben davon aber eher die Redmonder, wenn auch nur in bescheidenem Ausmaß, wie diese Comscore-Zahlen zum US-Suchmaschinenmarkt bis Mitte 2011 beweisen:

Quelle: Comscore/Silicon Alley Insider

Worum geht’s bei Microsofts Blick in die Bücher dann? Offenbar prüfen aktuell auch mehrere Finanzinvestoren wie Silver Lake und TPG Partner einen Einstieg bis hin zu einer Komplettübernahme von Yahoo. Eventuell erwägt Microsoft, gemeinsam mit einer Private-Equity-Gesellschaft ein Angebot abzugeben. Dadurch hätten die Redmonder gleich einen Partner zur späteren Aufspaltung von Yahoo mit an Bord. An den könnten sie die fürs eigene Geschäft uninteressanten Yahoo-Geschäftsbereiche weiterreichen.

Umgekehrt muss sich aber auch jeder künftige Yahoo-Besitzer des Zuspruchs von Microsoft versichern. Denn möglicherweise verfügen die Verträge mit Yahoo ja über eine Klausel, die es Microsoft ermöglicht, die Suchpartnerschaft bei einem Eigentümerwechsel aufzukündigen. Um das zu verhindern, könnten die Mannen von Konzernboss Steve Ballmer vorab Zugang zu den Büchern erhalten. Ein nicht unwahrscheinliches Szenario – in meinen Augen weiterhin wahrscheinlicher als ein Kauf durch Microsoft.

Kommentar schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

Alle Kommentare [1]

  1. Klasse recherchiert. Wir können doch gespannt sein, was ich da noch entwickelt, wobei ich sicher denke, dass Microsoft Yahoo kaufen wird.