Ungebremster Höhenflug bei Apple

Die Kalifornier erzielen inzwischen fast die Hälfte ihres Gesamtumsatzes mit dem Megaseller iPhone. Zudem haben die Erlöse im iPad-Geschäft bereits die Mac-Verkäufe übertrumpft.

Aktuell vergeht kaum ein Tag, an dem nicht eine Apple-Nachricht die nächste jagt. Erst gestern ließ der amerikanische Computer- und Handygigant den Löwen aus dem Käfig: Die neue Version des Apple-Betriebssystems Mac OS X mit dem tierischen Codenamen „Lion“ soll nicht weniger leisten als die PC- und die Tablet-Welt miteinander zu vermählen, so jedenfalls das erste Fazit des renommierten Tech-Autors Walt Mossberg vom „Wall Street Journal“.

Dabei spielen Mac-Computer für die Jobs-Company längst nicht mehr die erste Geige, wie die tags zuvor veröffentlichten Finanzzahlen für das dritte Geschäftsquartal von Apple (zum 25. Juni 2011) eindrucksvoll bewiesen haben. Allein mit einem Umsatzplus von mehr als 80 Prozent auf fast 29 Milliarden Dollar sowie einem mehr als verdoppelten Nettogewinn in Höhe von 7,3 Milliarden Dollar übertraf der Konzern aus dem kalifornischen Cuptertino die Markterwartungen deutlich.

Mit 13,3 Milliarden Dollar erzielt Apple fast die Hälfte des Gesamtumsatzes mit dem Megaseller iPhone, das sich allein in den jüngsten drei Monaten 20,3 Millionen mal verkaufte – ein Plus von 142 Prozent. Wie stark sich in den vergangenen Jahren die Gewichte bei Apple verschoben haben, beweist ein Langfristchart der Quartalsumsätze nach Produktgruppen seit dem Jahre 2004, zu finden beim deutschen Blog „Apfeltalk“:

apple3q11_1Quelle: Apfeltalk

Weiterer, zunehmend wichtiger werdender Umsatztreiber ist der Tablet-Computer iPad: So hat Apple im abgelaufenen Quartal bereits 9,25 Millionen iPads verkauft. Damit ist das Geschäft mit der Apfel-Flunder von den Stückzahlen her schon fast halb so groß wie das iPhone – gerade mal ein Jahr nach dem Produktstart. Mehr noch: Beim Umsatz hat das iPad-Geschäft (6 Milliarden Dollar) zudem binnen weniger Monate das 27 Jahre alte Mac-Geschäft (5,1 Milliarden Dollar) übertrumpft, wie US-Blogger Dan Frommer feststellte.

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Quelle: SplatF/Dan Frommer

Für Apple scheint das Gesetz der großen Zahlen einstweilen nicht zu gelten. Dieses besagt, dass selbst eine Wachstumsrate konstant zu halten mit wachsender Größe immer schwieriger wird: Aus diesem Grund können große Konzerne organisch meist nur noch moderat wachsen. Apple widersetzt sich jener Schwerkraft – mehr noch, wie der vor allem aufs mobile Geschäft spezialisierte US-Marktbeobachter Horace Dediu in seinem Blog Asymco anmerkte: Bei Umsatz wie Gewinn konnte Apple die Wachstumsraten jüngst sogar von Quartal zu Quartal steigern – das Geschäft beschleunigt sich also, aller Markt- und mathematischen Logik zum Trotz.

apple3q11_3Quelle: Asymco/Horace Dediu

Und das, obwohl der Konzern noch gar nicht alle Stufen der nächsten Produktoffensive gezündet hat. Apple stehe wegen des möglicherweise bereits im September auf den Markt kommenden iPhone 5 oder dem gestern veröffentlichten Mac OS Lion am Anfang eines neuen Zyklus, meint der bekannte Apple-Analyst Gene Munster von der US-Investmentbank Piper Jaffray. Obwohl Apple nach der Verkündigung der Quartalszahlen auf über 400 Dollar kletterte, hob Munster sein Kursziel noch einmal kräftig an – auf stolze 600 Dollar. Bleibt die spannende Frage: Kann sich Apple wirklich dauerhaft der Gravitation entziehen? Oder, um es Amerikanisch auszudrücken: What goes up, must come down.

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